Mit „WUT IM OHR“ wurde eine Kampagne für Misophonie konzipiert, welche Bewusstsein für diese noch sehr unbekannte Krankheit schaffen möchte.
Misophonie, wörtlich ‚Hass auf Geräusche‘, ist eine Krankheit, bei der Betroffene einzelne Geräusche nicht ertragen können, Geräusche, welche andere Menschen einfach ausblenden, also gar nicht wahrnehmen. Durch die sogenannten Trigger-Geräusche, beispielsweise Kauen, Nase hochziehen, Kugelschreiber klicken oder Atmen, werden bei Betroffenen plötzliche, kaum kontrollierbare Emotionen von Wut oder Ekel ausgelöst. Daraufhin reagiert ein Misophoniker mit einer vom Gehirn ausgelösten Kampf- oder Fluchtreaktion. Misophonie führt zwischen Betroffenen und Personen, die die Geräusche erzeugen, häufig zu Konflikten, da außenstehende Personen die extremen Reaktionen auf Alltagsgeräusche nicht nachvollziehen können und sich von ihnen angegriffen fühlen. Viele Misophoniker leiden stark unter ihrer Situation, da sie ständig Triggern ausgesetzt sind und so ein Großteil ihres Alltags negativ beeinflusst wird. Ein großes Problem ist dabei das fehlende öffentliche Bewusstsein für Misophonie, besonders im deutschsprachigen Raum, sodass kein Verständnis für die Lage von Misophonikern entstehen kann.










Im Zuge der Bachelor Thesis wurden Probleme der momentanen Öffentlichkeitsdarstellung von Misophonie untersucht. Hierzu diente eine umfangreiche Internetrecherche, sowie persönliche Interviews mit Betroffenen. Daraus ergab sich, dass vermutlich eine hohe Anzahl von Menschen an Misophonie leiden, oftmals jedoch ohne bisher von Misophonie als Krankheitsbild gehört zu haben. Zudem ist auffällig, dass die derzeit noch sehr wenigen Informationen, die über Misophonie zu finden sind, sehr oberflächlich oder gestalterisch wenig hochwertig aufbereitet sind. Dennoch ist zu erkennen, dass Misophonie im Internet langsam zum Thema wird und sich einige Betroffene über soziale Netzwerke austauschen.
Die Ziele der konzipierten Kampagne sind, im deutschsprachigen Raum auf Misophonie Aufmerksam zu machen und Betroffenen und ihren Angehörigen bei der Bewältigung im Alltag zu helfen. Dabei bedient sich die Kampagne der Möglichkeiten des Web 2.0: digital produzierte Inhalte werden in den soziale Netzwerken veröffentlicht, gleichzeitig werden diese durch eine bereits bestehende Community durch Teilen, Kommentieren und Diskutieren verbreitet.
Für die Kampagne wurden drei kurze Videos konzipiert, welche Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Zudem wird die Kampagne durch eine Website begleitet, auf der Informationen über Misophonie bereitgestellt werden, sowie Hilfe zur Bewältigung für beide Seiten – Betroffene und Angehörige – geboten wird. Das Gestaltungskonzept basiert darauf, die Besonderheit von Misophonie zum Ausdruck zu bringen, indem die auditiven Trigger, übersetzt in grafische Störungen, in den Fokus rücken. Hierfür kommt ein bewegtes Keyvisual zum Einsatz.