Die Aussagekraft und die Polarisierung, die die menschliche Haut als Bildträger auszeichnen, bieten interessante Möglichkeiten der visuellen Kommunikation, die auch außerhalb tradierter Kunstvorstellungen ein hohes künstlerisches Potenzial haben. DieAusstellung “Skinscapes” soll dies zum Ausdruck bringen.
Die tätowierte Haut, als Ursprungsträger der Bildidee, wurde durch kreative Umsetzung und Verknüpfung mit anderen Disziplinen in einen neuen Kontext gestellt und öffnete dadurch interessante Möglichkeiten einer ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der Tätowierung als künstlerisches Medium.
Die Tätowierung ist eine lebendige Kunstform die in den Alltag getragen wird und überall und in jeder Situation rezipiert werden kann. Die oftmals fragmentarische, flüchtige und spontane Wahrnehmung der Bildmotive auf dem lebendigen Körper macht es häufig schwierig, die gesamte Komposition mit einen Blick zu erkennen. Die gewohnte Wahrnehmungssituation, wie z.B in einem Museum, ist hier nicht gegeben. Der Betrachter muß aktiv das Verborgene und Verdeckte in seiner Phantasie vervollständigen. Zudem werden die Motive nicht immer eigenständig gesehen, sonder stehen in Korrelation mit dem Träger und können so nicht frei und intensiv betrachtet werden.
In der Arbeit “Skinscapes” werden die Eigenschaften tätowierter Bilder aufgegriffen und in Form von Objekten und Installationen zu Ausstellungsexponaten inszeniert, die im geschützten Rahmen den freien und distanzlosen Blick auf die Exponate zulassen und somit den Fokus auf den künstlerischen Wert des unikalen tätowierten Werkes legen.
Die Ausstellungsobjekte basieren auf fotografischen Aufnahmen, die die Grundlage für die Umsetzung körperbezogener Skulpturen bilden. Die Dreidimensionalität des Ursprungsmotivs wurde zuerst auf eine zweidimensionale Fläche projiziert und dann wiederum auf eine dreidimensionale Oberflächen transformiert. Dabei wird das Medium über seine Grenzen hinaus in andere Bereiche integrierbar. Die disziplinübergreifenden Verknüpfungen mit unterschiedlichen Medien machen so die tätowierten Hautbilder archivierbar und ausstellungsfähig. Alle Bildelemente und Formen sind aus alltäglichen Begegnung und Analysen von tätowierten Hautbildern entstanden und simulieren spontane Betrachtungssituationen.




Die Objekte greifen die Merkmale der tätowierten Motive auf dem lebendigen menschlichen Körper auf, indem sie verformt, bewegt und fragmentarisch dargestellt
werden. Sie sind haptisch und sinnlich erfahrbar und fordern den Betrachter dazu auf, sich aktiv mit den Inhalten auseinanderzusetzten.
Die kompositorische Anordnung, sowie die Vergrößerung der Motive fördern ungewöhnliche Rezeptionsperspektiven und erlauben intime Blicke auf die Motive, die
sonst nur durch persönliche Kontakte mit dem Träger entstehen würden. Sinneseindrücke und Empfindungen werden durch die raumgreifenden Installationen evoziert. Die Tatsache, dass die Motive nicht auf einer neutralen Fläche gezeichnet wurden, sondern permanent und unauslöschbar in die Haut des Träger eingeschrieben sind, erhöhen deren Wirkung und Ausdruckskraft.
Die Übertragung und Einbeziehung der Tätowierung in Ausstellungsobjekte zeigt die ungewöhnlichen und vielseitigen Möglichkeiten und das Potenzial dieser
unkonventionellen Kunstform. Die Bilder auf der Haut sind nicht nur Schmuck, Selbstdarstellung und Zugehörigkeitssymbol, sondern können differenziert als
eigenständige Werke auf einer lebendigen Leinwand betrachtet werden.
