Kölner Design Preis Toby E. Rodes Award 2020
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1. Platz
BLACK BOX EXPERIMENTS
Making Acquaintances With The Machinery

Die Betrachtung der Dinge des Alltags als « Black Boxes » ist eine Überlebenstechnik im Umgang mit Komplexität und spielt gerade in der heutigen, elektrifizierten Welt eine immer größere Rolle. Als Nutzer sind wir von einer Vielzahl an Produkten umgeben, deren detailliertes Innenleben von den meisten schlicht nicht verstanden werden kann – und zum Glück auch nicht verstanden werden muss. Während unser mangelndes Verständnis für unsere Geräte nur geringe unmittelbare Auswirkungen während des Gebrauchs hat, wird es dafür umso deutlicher, sobald das Produkt kaputt geht. Unsere weit verbreitete Unfähigkeit, auf einen Defekt zu reagieren – ganz zu schweigen davon auf die Funktionsweise des Produkts selbst Einfluss zu nehmen – führte zu einer Annahme, die ich in meiner Meisterarbeit untersucht habe: Gehört uns, als Nutzern von elektronischen Produkten, in Wirklichkeit nur deren äußere Hülle, nicht aber das technologische Innenleben?

Die ökologischen Implikationen elektronischer Geräte sowie das Ungleichgewicht in den Machtstrukturen zwischen Besitzer und Hersteller, die in unseren physischen Geräten verkörpert sind, motivierten eine Reihe von Experimenten. Sie untersuchen, wie der Dualismus zwischen Innen und Außen – die harte Trennung zwischen der Oberfläche eines Produkts und der darunter liegenden Maschinerie – durchbrochen werden kann und wie das Design eines Produkts stattdessen darauf ausgerichtet sein kann, eine Beziehung zur Technik im Inneren aufzubauen. Am Beispiel eines Radios (dem direkten Vorfahren für viele moderne Technologien) fordern die Black-Box-Experimente die traditionelle Beschaffenheit von elektronischen Geräten heraus. Stellvertretend für viele weitere Produkte und denkbare
Experimente erforschen die vier Radios die Beziehung zwischen dem Äußeren eines Produkts und der verborgenen Maschinerie. Dabei geht jedes Experiment diese Aufgabe auf unterschiedliche Weise an:

Radio 1 untersucht den Schaltkreis als Kommunikationsmedium und wirft die Frage auf, inwiefern das Wissen über eine Technologie bereits ein funktionierendes Gerät konstituieren kann. Der modifizierte Schaltplan auf Papier, als Poster an der Wand, gepaart mit ein paar einfachen Materialien wie Kabeln, Reißzwecken, Rasierklinge und Bleistift bemächtigen den Nutzer, sein eigenes Radio selbst herzustellen.

2020 © Pia-Marie Stute. Alle Rechte vorbehalten.

Radio 2 befördert die Leiterplatte von einer Komponente (die auf möglichst kleinem Raum elektronische Akteure möglichst fest am Platz hält und mit einander verbindet) zum Produkt selbst. Einhergehend mit der etablierten, industriellen Produktionsweise wurden Gestaltungsparameter von Leiterplatinen identifiziert, verwandelt und angewandt. Radio Nr. 2 nutzt die Platine als Kommunikationsmedium, Interface, Montagefläche und als Träger der physischen Affordanzen vom Radio als Produkt.

Radio 3 projiziert die gewonnen Erkentnisse in den dreidimensionalen Raum und erforscht als Radio-Skulptur die physische Wahrnehmung von Zusammenhängen und Funktionsweisen der einzelnen Komponenten.

Radio 4 entspricht unserer Vorstellung vom klassischen Produkt am ehesten – und bricht mit ihr. Das magnetische Gehäuse gibt den Weg zu den innenliegenden Komponenten frei, die durch Stecksystem und ein neues System für klare Kabelführung frei beweglich sind. Sowohl das Objekt-Innere, als auch seine äußere Hülle lassen sich austauschen, modifizieren, neu zusammen stellen und entdecken und fügen die Maschinerie ins Gesamtbild mit ein.

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Pia-Marie Stute
KISD
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